Die S.L.A.A.-Gruppe

© 2001 The Augustine Fellowship, deutschsprachige S.L.A.A. e.V. (Überarbeitung 2020)

1. Einleitung

Diese Anregungen basieren auf den vielfältigen Erfahrungen innerhalb der S.L.A.A. und auf dem, was S.L.A.A.-Gruppen durch das Gruppengewissen entwickelt haben und regelmäßig anwenden. Ihr könnt ändern, hinzufügen und streichen, was immer euer Gruppengewissen erarbeitet hat, was für euch gut funktioniert. Bitte teilt eure Erfahrungen mit, so dass wir sie mit anderen Gruppen teilen können, die neu anfangen oder die die Erfahrung, Kraft und Hoffnung anderer Mitglieder und Gruppen suchen.

2. Gruppengründung

Wenn du weißt, dass du sex- und liebessüchtig bist, und wenn es kein S.L.A.A.-Meeting in deiner Nähe gibt, wenn du merkst, dass du die Unterstützung der S.L.A.A.-Gemeinschaft brauchst und vielleicht bei anderen ähnliche Symptome erkennst, dann liegt die Überlegung nahe, selbst eine S.L.A.A.-Gruppe zu gründen. Viele S.L.A.A.-Gruppen sind aus der Initiative einzelner oder weniger entstanden, die von der Notwendigkeit zu genesen angetrieben waren.

Die meisten Menschen haben noch nie von S.L.A.A. gehört und manche haben falsche Vorstellungen davon. Das kann es anfangs schwierig machen, mögliche Mitglieder anzusprechen. Doch allein die Bemühung, eine kleine Gruppe aufrechtzuerhalten, kann schon helfen, von der Sex- und Liebessucht nüchtern zu werden oder zu bleiben.

Es gibt noch andere Sex- und Liebessüchtige, die Hilfe brauchen und wollen, und eine Gruppe nicht zu gründen kann bedeuten, sich selbst und anderen nicht die Gelegenheit zur Genesung zu geben. Je mehr Gruppen es gibt, die die S.L.A.A.-Botschaft weitertragen, desto besser können wir uns und anderen helfen.

Du bist nicht allein.

Wer kann dir helfen?

Wenn du eine neue Gruppe beginnst, kannst du Unterstützung von anderen S.L.A.A.-Gruppen und von der deutschsprachigen Intergruppe (https://slaa.de) bekommen, wenn du zu ihnen Kontakt aufnimmst. (Die deutschsprachige Intergruppe besteht aus den Delegierten der Gruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, den gewählten Vertrauensleuten und den eingerichteten Diensten wie z.B. dem  Dienstbüro.)

Es bedarf nur minimaler Anmeldeformalitäten, um in der Intergruppe und der weltweiten S.L.A.A.-Gemeinschaft Mitglied zu werden, und es bedarf keiner Erlaubnis oder Gebühren, um eine neue Gruppe zu gründen.

Wenn du noch keine S.L.A.A.-Meetings besucht hast und es in deiner Gegend kein S.L.A.A.-Meeting gibt, kann es von Vorteil sein, wenn du die Anstrengung auf dich nimmst, ein weiter entferntes S.L.A.A.-Meeting zu besuchen, so dass du einen Eindruck davon bekommst, wie ein Meeting ablaufen kann. Vergiss dabei aber nicht, dass jedes Meeting unterschiedlich ist und seine eigene „Kultur” hat. Das neue Meeting muss nicht genauso ablaufen wie die, die du kennen gelernt hast. Lass dich von den folgenden Anregungen inspirieren.

In deiner Region gibt es vielfältige Möglichkeiten, Unterstützung zu bekommen. Wenn es Meetings anderer anonymer Selbsthilfegruppen gibt, ist es empfehlenswert, Kontakt mit diesen aufzunehmen und offene Meetings zu besuchen. Die Anonymen Alkoholiker stehen oft sogar im Telefonbuch. Irgendein Meeting ist zunächst besser als gar keines, und du hast die Gelegenheit, dort evtl. weitere Betroffene kennen zu lernen und Tipps für die Gruppengründung zu bekommen.

Viele Städte und Landkreise haben inzwischen Selbsthilfebüros (oft mit dem Namen KISS/Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe) eingerichtet, die Selbsthilfegruppen mit Rat und Tat unterstützen. Auch dort sind vielleicht schon Menschen bekannt, die das gleiche Problem haben wie du.

Ferner kann es hilfreich sein, Suchtberatungsstellen, karitative Einrichtungen (Caritas, Diakonie, Paritätischer Wohlfahrtsverband u.a.), Therapeuten und vertrauenswürdige Geistliche anzusprechen.

Vergiss bei allem aber nicht, dass S.L.A.A.-Gruppen unabhängig bleiben und von außen kommende finanzielle Unterstützungen ablehnen sollten.

Lass dich von möglichen Anfangsmisserfolgen nicht abschrecken. Wenn du etwas S.L.A.A.-Literatur mitnimmst – auf jeden Fall das Faltblatt „Informationen über S.L.A.A.“ für die Öffentlichkeitsarbeit – und erklärst, was S.L.A.A. ist und was nicht und warum du eine Gruppe gründen willst, kann das den Weg für ein besseres Verständnis ebnen.

Die ersten Schritte

Wenn du dich entschieden hast, eine S.L.A.A.-Gruppe zu gründen, kannst du folgende Schritte unternehmen:

  1. Suche einen Raum und lege Tag und Uhrzeit für das Meeting fest. Dabei können dir die o.g. Stellen und Personen behilflich sein.
  2. Melde deine Gruppe kostenlos mit dem Anmeldeformular bei der Intergruppe an. Wenn du das Meeting angemeldet hast, erhältst du ein Startpaket. Es enthält die gesamte in deutscher Sprache verfügbare S.L.A.A.-Literatur und weitere Informationen und ist für die Verwendung im Meeting gedacht. Es soll im Meeting verbleiben und nicht privat verwendet werden. Außerdem kannst du dich für den S.L.A.A.-Newsletter anmelden, der dich mit aktuellen Informationen der deutschsprachigen Intergruppe versorgt, und vielleicht auch für den englischsprachigen F.W.S. Newsletter mit allen Informationen der gemeinschaftsweiten Dienste (Fellowship-Wide Services / FWS).
  3. Mach das Meeting bei allen genannten Stellen und Personen bekannt. Darüber hinaus willst du vielleicht Seelsorgetelefone informieren.
  4. Manche Tageszeitungen, Selbsthilfezeitungen und Veranstaltungsmagazine haben besondere Rubriken für Veranstaltungen und Selbsthilfegruppen. Es hat sich vielfach bewährt, statt einer privaten Telefonnummer eine Kontaktstelle wie z.B. das kommunale Selbsthilfebüro in Veröffentlichungen anzugeben. Frage nach, ob eine Kontaktstelle dazu bereit ist.
  5. Eine Zeitungsnotiz könnte z.B. so aussehen: Anonyme Sex- und Liebessüchtige (S.L.A.A.): Selbsthilfegruppe im 12-Schritte-Programm für Betroffene, die mit ihrem Suchtverhalten aufhören wollen. Tag, Uhrzeit, Kontakttelefon.
  6. Nimm Kontakt zu bestehenden S.L.A.A.-Gruppen auf (siehe Kontaktliste im Startpaket) und frage, ob sie dich z.B. mit einer Gruppensponsorschaft unterstützen können.
  7. Eine Gruppensponsorschaft könnte außer telefonischem Kontakt auch bedeuten, dass ein oder mehrere Mitglieder in regelmäßigen Abständen in dein Meeting kommen.
  8. Vergiss nicht, allen Stellen und Personen, denen du das Meeting bekannt gemacht hast, Änderungen von Ort, Tag und Zeit des Meetings mitzuteilen.
  9. Es gibt keine unüberwindlichen Hürden bei der Gründung einer Gruppe, die Mühe lohnt sich auf jeden Fall. Manches Meeting ist dadurch entstanden, dass sich ein Sex- und Liebessüchtiger eine Zeit lang allein in den Meetingsraum gesetzt hat. S.L.A.A.-Literatur gibt es genug, um die Zeit sinnvoll zu verbringen.
  10. Und vergiss nicht: Du bist nicht allein. Auch das Intergruppen-Dienstbüro steht dir nach seinen Möglichkeiten bei allen Fragen zur Verfügung.

Wie soll das Meeting ablaufen?

Siehe dazu die Kapitel 4 und 5.

3. Was ist wichtig für das Gruppenwachstum?

Anwendung der Schritte und Traditionen

Eine florierende Gruppe hängt nicht vom idealen Meetingsort ab. Wichtiger ist, dass die Gruppe die Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen anwendet, sexuelle und emotionale Nüchternheit erlangt und erhält und mit anderen S.L.A.A.-Mitgliedern und -Gruppen in Kontakt tritt und bleibt. Eine ideale Möglichkeit für letzteres sind die halbjährlichen deutschsprachigen S.L.A.A.-Treffen, über die ihr im Rundbrief und im Newsletter informiert werdet.

Abwechslung

Üblicherweise hat eine neue Gruppe nur wenige Mitglieder. Aber auch bei älteren Meetings kann es den Schwung aus der Gruppe nehmen, wenn die Geschichten der Mitglieder untereinander zu vertraut werden. Einige Möglichkeiten, für Abwechslung zu sorgen, sind:

  • Ein Teil des Meetings ist auf einen Schritt oder ein anderes Genesungsthema konzentriert.
  • Als Einstieg in das Thema wird aus der S.L.A.A.-Literatur gelesen.
  • Meetings mit verschiedenen Formen wechseln sich wöchentlich ab, oder ihr versucht zwei verschiedene Meetings pro Woche . Dann kann es auch ein reines Themenmeeting geben.
  • Wenn die Entfernung nicht zu groß ist, könnt ihr andere Meetings besuchen und Sprecher aus anderen Meetings zu euch einladen.
  • Die Meetingsleitung kann unter den Mitgliedern rotieren.
  • Gruppensponsorschaft (siehe Kapitel 2, „Die ersten Schritte”, Abschnitt 4)

Ausreichender Vorrat an Literatur

Sorgt für einen ausreichenden Vorrat an S.L.A.A.-Literatur, siehe dazu auch unseren Literaturshop. Sie ist ein wichtiges Hilfsmittel, die Botschaft selbst zu hören und sie weiterzutragen.

Telefonkontakte

Haltet Kontakt untereinander, auch zwischen den Meetings. Telefonkontakte helfen dabei, dass das Meeting nicht mit aktuellen Problemen überladen wird. Sie sollen aber nicht dazu verleiten, sich in lange Gespräche zu flüchten statt das Zwölf-Schritte-Programm anzuwenden.

Für das Herstellen der Kontakte können Telefonlisten hilfreich sein. Eine Telefonliste kann eine vervielfältigte Liste aller Mitglieder sein, die ihre Telefonnummern untereinander austauschen möchten. Sie kann aber auch in jedem Meeting neu geschrieben werden, indem ein Blatt herumgeht, in das sich alle eintragen, die bereit sind, in der nächsten Woche angerufen zu werden. Diese Liste kann außer dem Vornamen und der Telefonnummer auch eine Spalte enthalten, in die sich diejenigen eintragen können, die z.Zt. bereit sind, eine Sponsorschaft zu übernehmen. Diese Liste liegt nach dem Meeting zur Einsicht aus und wird vom Meetingsleiter anschließend vernichtet.

Sponsorschaften

Nutzt Sponsorschaften als Werkzeug der Genesung  (siehe die Broschüre über Sponsorschaft).

Die dritte Tradition

Die gemeinsame Erfahrung von S.L.A.A. mit den Traditionen ist sehr wichtig auch für neue Gruppen. Die dritte Tradition gibt an, dass die einzige Voraussetzung für die S.L.A.A.-Zugehörigkeit der Wunsch ist, mit dem Ausleben eines sex- und liebessüchtigen Verhaltensmusters aufzuhören. Wenn wir Vorgespräche einrichten, in denen wir Neue ”überprüfen”, bevor wir ihnen Meetingsort und Zeit bekannt geben, besteht die Gefahr, dass wir uns abschließen und beurteilen wollen, wie es im Herzen anderer aussieht. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Neue, die nicht wirklich mit dem Ausleben aufhören wollen, nicht lange bleiben, wenn die Gruppe selbst klar zu den Grundsätzen der Genesung steht, wie sie in den Zwölf Schritten und Zwölf Traditionen empfohlen sind.

Dennoch haben sich manche Gruppen zu Vorgesprächen für Neue entschieden. Wie in allen anderen Fragen, die nicht andere S.L.A.A.-Gruppen oder S.L.A.A. als Ganzes angehen, entscheidet auch in dieser Frage das Gruppengewissen.

Die sechste und zehnte Tradition

S.L.A.A.-Meetings, die in Kliniken oder anderen Einrichtungen stattfinden, sollten darauf achten, dass nicht der Eindruck entsteht, dass S.L.A.A. auf irgendeine Weise mit den therapeutischen oder anderweitigen Konzepten der Einrichtung verbunden ist. Die 6. Tradition empfiehlt, dass wir uns mit keiner Organisation oder verwandten Einrichtung verbinden, die 10., dass wir keine Stellung zu Fragen außerhalb unserer Gemeinschaft nehmen.

Kontinuität und Verlässlichkeit

Wenn ein Meeting einmal gegründet ist, ist es entscheidend, die Kontinuität zu wahren und das Meeting regelmäßig zu den beschlossenen Zeiten abzuhalten. Mindestens eine Person muss immer anwesend sein, selbst wenn es lange dauert, bis andere Sex- und Liebessüchtige zur Gruppe dazu stoßen. Ein wöchentlicher Rhythmus hat sich sehr bewährt. Wir haben erlebt, dass es sich sehr schnell herumspricht, wenn der Eindruck entsteht, ein Meeting existiere nicht mehr, dass es aber lange dauert, bis sich das Gegenteil herumgesprochen hat. Der Enthusiasmus und die Freude über unsere eigenen Fortschritte in S.L.A.A. können helfen, dass die Gruppe an Zahl und Kraft wächst und in ihrem Umfeld bekannt, verstanden und akzeptiert wird.

Pünktlichkeit

Fangt pünktlich an und hört pünktlich auf. Zwar kann jeder kommen und gehen, wann er will, doch sollte das nicht für das ganze Meeting gelten. Wir haben erlebt, dass sich Nachlässigkeit an diesem Punkt negativ auf das ganze Meeting auswirken kann. Wenn ihr Schwierigkeiten damit habt, zu Beginn gleich einen Meetingsleiter zu finden, könnt ihr ihn schon in der Woche vorher bestimmen oder die Meetingsleitung als Dienst für z.B. einen Monat einrichten (siehe Kapitel 7).

Das „Gruppengewissen“

Achtet darauf, dass möglichst viele Angelegenheiten vom „Gruppengewissen“ und nicht nur von Einzelnen entschieden werden. Siehe dazu auch die 2. Tradition und den Abschnitt „Betraute Diener und Gruppengewissen“ ab S. 183 im S.L.A.A.-Buch.

Verwendete Literatur

Beschränkt euch bei der Auswahl der im Meeting verwendeten Literatur möglichst auf S.L.A.A.-Literatur. Die Verwendung anderer Literatur hat in der Vergangenheit in manchen Meetings zu Uneinigkeit geführt. Die 1. Tradition erinnert uns daran, dass unser gemeinsames Wohlergehen an erster Stelle stehen sollte, dass die persönliche Genesung auf der Einigkeit in S.L.A.A. beruht. Auch kann die Verwendung anderer, insbesondere kommerzieller Literatur als Widerspruch zu den Traditionen empfunden werden, die uns empfehlen, uns mit keiner anderen Einrichtung zu verbinden. Besonders für Neue kann das verwirrend sein: Was ist denn nun die S.L.A.A.-Botschaft?

Wenn euer Gruppengewissen entscheidet, dennoch andere Literatur zu verwenden – und auch in dieser Frage ist jede Gruppe autonom –, dann empfehlen wir, darauf hinzuweisen, dass es sich nicht um S.L.A.A.-Literatur handelt.

Empfehlungen für den Umgang im Meeting

Wir stellen uns mit unseren Vornamen vor und sprechen nur von uns selbst und von unseren persönlichen Erfahrungen. Wir unterbrechen uns nicht gegenseitig, am Ende eines Beitrages bedanken wir uns bei den anderen fürs Zuhören. Dann kann die Meetingsleitung den Nächsten aufrufen. Der/die Meetingsleiter*in kann jemanden – respektvoll – unterbrechen, der sich nicht an die von der jeweiligen Gruppe beschlossenen Empfehlungen hält.

Wir sind für unser Verhalten und unsere Genesung selbst verantwortlich. Wir diskutieren, spekulieren und psychologisieren nicht. Wir geben keine Ratschläge, können aber von unseren eigenen Erfahrungen berichten. Wir stellen uns nicht zur Schau und vermeiden Selbstmitleid. Wir bemühen uns um Ehrlichkeit und um eine nüchterne und konkrete Sprache.

Wir lernen, indem wir unsere Erfahrung, Kraft und Hoffnung im S.L.A.A.-Programm miteinander teilen und die Genesung, nicht die Probleme in den Mittelpunkt des Meetings stellen.

4. Meetingsablauf

Es gibt in den vielen S.L.A.A.-Gruppen sehr viele verschiedene Meetingsabläufe. Deshalb haben wir im Folgenden eine Anzahl verschiedener Anregungen zusammengetragen, mit denen wir gute Erfahrungen gemacht haben. Was ihr davon in welcher Reihenfolge verwendet und wie ihr es miteinander kombiniert, liegt ganz in der Hand eures „Gruppengewissens“.

Meetingsdauer

Die meisten deutschsprachigen S.L.A.A.-Meetings dauern 1 ½ oder 2 Stunden. Es gibt aber auch Meetings, vor allem in den USA, die nur 1 Stunde dauern.

Redezeitbegrenzung

Viele Meetings haben eine Redezeitbegrenzung je Beitrag, selbst wenn nur wenige Teilnehmer da sind. Das kann dabei helfen, sich beim Sprechen auf das Wesentliche zu konzentrieren. Oft beträgt die Redezeit 5 Minuten.

Falls die Gruppe eine Redezeitbegrenzung beschlossen hat, bittet die Meetingsleitung ein Mitglied, die Zeit zu nehmen. Wichtig: Der jeweilige Redner, nicht der Zeitnehmer, ist verantwortlich für die Einhaltung der Redezeit. Der Zeitnehmer hilft dem Redner nur. Das bedeutet, dass der Zeitnehmer zwar deutliche Zeichen geben sollte (z.B. auch schon eine Minute vor Ablauf der Redezeit), sich aber nicht gedrängt fühlen muss, den Redner zu stoppen, wenn er seine Zeit überzieht.

Eröffnung

  • Der/die Meetingsleiter*in stellt sich mit seinem Vornamen vor und begrüßt die Anwesenden zum (offenen/geschlossenen) Meeting der S.L.A.A.-Gruppe „___________________“
  • Ein Moment der Stille für diejenigen, die noch leiden, kann helfen, sich auf den Haupt­zweck der Gruppe (5. Tradition) zu besinnen.
  • Das Gelassenheitsgebet.
  • Lesen der Präambel, der Schritte und der Traditionen. Das Lesen kann reihum geschehen, oder die Texte werden von je einer Person gelesen.
  • Neue begrüßen: Einige Informationen über S.L.A.A. und den empfohlenen Umgang im Meeting. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, Neue nicht mit allzu vielen Informationen zu überschütten, sondern nur das Wichtigste am Anfang zu sagen. Alles Weitere kann in einem persönlichen Gespräch nach dem Meeting nachgeholt werden. Manche Gruppen begrüßen die Neuen auch nur und geben alle Informationen nach dem Meeting.
  • Manche Meetings bitten Neue, sich mit dem Vornamen vorzustellen und kurz von sich zu erzählen, warum sie Hilfe bei S.L.A.A. suchen. Das kann die Gruppe vor Neugierigen schützen und den Neuen den Einstieg in die Gruppe erleichtern. Es kann Neuen helfen, sich mit S.L.A.A. zu identifizieren, wenn einige Mitglieder, die ihre persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmuster definiert haben, für z.B. jeweils 10 Minuten ihre Geschichte der Sucht und der Genesung erzählen. Wir haben oft erlebt, dass die Gruppe sich entschlossen hat, dann dieses Thema zum Meetingsthema des Abends zu machen.
  • Vorstellungsrunde der Meetingsteilnehmer. Sie stellen sich nur mit ihrem Vornamen und – wer will – mit ihrer Sucht/ihren Grundverhaltensmustern vor. In manchen Meetings ist hier auch Gelegenheit, kurz über das aktuelle Befinden zu sprechen.
  • Die Meetingsleitung erklärt den Aufbau des Meetings (siehe Kapitel 7).
  • Falls die Gruppe eine Redezeitbegrenzung beschlossen hat, weist der/die Meetingsleiter*in darauf hin und bittet ein Mitglied, die Zeit zu nehmen.

Thema und/oder aktueller Teil

  • Je nach Meetingsform (siehe Kapitel 5) bittet die Meetingsleitung ein oder mehrere Mitglieder, für eine bestimmte Zeit zu sprechen oder zu lesen, oder er tut es selbst. Manche Meetings beginnen auch mit dem aktuellen Teil. Mit dem Thema zu beginnen hat den Vorteil, dass sich gerade für Teilnehmer*innen, die mit brennenden Problemen kommen, schon während der Beiträge zum Thema  der Fokus vom Problem zur Lösung verschieben kann.
  • Danach ist das Meeting i.d.R. offen für Beiträge zum Thema. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Reihenfolge der Redner zu bestimmen:
    • Rundgespräch (Go-Round): Ein Teilnehmer beginnt, die anderen sprechen der Reihe nach. Aber: niemand muss sprechen.
    • Wortmeldungen mit Rednerliste: Die Teilnehmer, die sprechen wollen, melden sich mit Handzeichen bei der Meetingsleitung. Diese/dieser führt eine Rednerliste in der Reihenfolge der Wortmeldungen. Das Aufnehmen der Wortmeldungen kann während des gesamten Meetings oder nur nach Beiträgen erfolgen. Manche Meetings haben für die Reihenfolge der Beiträge die Regelung „Erstmeldung vor Zweitmeldung“. Das bedeutet, dass die Meldungen von Teilnehmern, die schon einmal gesprochen haben, erst einmal zurückgestellt werden, bis andere Teilnehmer von der Rednerliste, die hier noch nicht gesprochen haben, dran waren. Damit kann z.B. verhindert werden, dass manche Mitglieder durch häufige Wortmeldungen das Meeting allzu sehr dominieren. Es kann auch für Neue bzw. „schüchterne“ Teilnehmer hilfreich sein.
    • Wortmeldungen ohne Rednerliste: Wenn ein Redner geendet hat, melden sich diejenigen, die jetzt sprechen wollen. Die Meetingsleitung wählt einen von ihnen aus. Dieses System empfiehlt sich besonders bei großen Meetings und wenn der/die Meetingsleiter*in nicht alle Teilnehmer kennt, da dadurch Meetingsleitung und Teilnehmer nicht durch das Aufnehmen der Wortmeldungen abgelenkt werden. Außerdem haben wir die spannende Erfahrung gemacht, dass, wenn sich die Teilnehmer an dieses System gewöhnt haben, das Zuhören ebenso wichtig wird wie selbst zu sprechen und dass meist auch alle drankommen, die sprechen wollen. Probiert es einfach mal eine Weile aus.
    • Schneeballsystem: Im Prinzip wie das vorherige, jedoch wählt nicht die Meetingsleitung, sondern der letzte Redner den nächsten aus. Dieses System bewahrt Teilnehmer davor, sich von der Meetingsleitung übergangen zu fühlen, und hilft den Rednern, z.B. nach einem aufwühlenden Beitrag nicht in den eigenen Gefühlen zu versinken, sondern mit der Gruppe in Kontakt zu bleiben.

Pause

Wenn das Meeting aus mehreren Teilen besteht (z.B. Thema und aktueller Teil), kann eine kurze Pause zwischen den Teilen gemacht werden. Die Pause sollte möglichst nicht für Privatgespräche, sondern für Bekanntmachungen, die sich auf S.L.A.A. beziehen, und für die Spendensammlung genutzt werden.

Schluss

  • Dank an Sprecher, Zeitnehmer, Teilnehmer.
  • Wenn es nicht schon in der Pause gemacht wurde,
    • Hinweis auf die Spendensammlung / 7. Tradition und Bekanntmachungen, die sich auf S.L.A.A. beziehen.
    • Die Neuen daran erinnern, dass nach dem Meeting Gelegenheit zum persönlichen Gespräch ist.
    • Vorlesen der Schlussbemerkung. Diese kann z.B. enthalten.
    • Hinweis, dass alles, was gesagt wurde, die persönliche Meinung des jeweiligen Sprechers ist. Die Grundsätze der S.L.A.A. sind in den Zwölf Schritten und Zwölf Traditionen festgehalten.
    • Hinweis auf die Anonymität, dass nichts weitererzählt werden darf, was andere im Meeting gesagt haben. „Wen du hier siehst, was du hier hörst, wenn du gehst, bitte lass es hier.“
    • Die „Merkmale der Genesung“ und „Die Wohltaten“ aus der Broschüre Sucht und Genesung.
    • Hinweis, ob beim Schlussgebet die Hände gehalten werden oder nicht. Darüber sollte das „Gruppengewissen“ in einem Arbeitsmeeting (siehe Kapitel 6) entscheiden.
  • Schlussgebet, z.B. das Gelassenheitsgebet.

Organisatorischer Teil

Wenn es organisatorische Dinge gibt, die eilig sind und kurz besprochen werden müssen, kann vor oder nach dem Ende des Meetings – manche Meetings machen es auch in der Pause – dafür Zeit eingeräumt werden. Längere Themen oder Dinge, die Zeit haben, sollten in gesondert anberaumten und angekündigten Arbeitsmeetings (siehe Kapitel 6) besprochen werden.

Gespräch mit Neuen

Die Gruppe sollte immer bereit sein, mit Neuen nach den Meetings Gespräche zu führen, denn „die Hauptaufgabe jeder Gruppe ist, die S.L.A.A.-Botschaft an Sex- und Liebessüchtige weiterzugeben, die noch leiden“ (5. Tradition). Verschiedene Meetings haben dafür verschiedene Lösungen gefunden:

  • Wenn eine Gruppe einen guten „Teamgeist“ hat, kann es die Gruppe dem Augenblick überlassen, wer sich der/dem Neuen zur Verfügung stellt bzw. auf wen die/der Neue mehr oder weniger deutlich zugeht.
  • Wenn das nicht sicher funktioniert, kann der/die Meetingsleiter*in am Anfang oder Schluss des Meetings fragen, wer aus der Gruppe zur Verfügung steht.
  • Manche Gruppen wählen auch nüchterne Mitglieder für einen regulären Dienst, der Neue begrüßt.
  • Meist empfiehlt es sich, dass der/die Neue und das entsprechende Mitglied gleichgeschlechtlich sind.
  • Für das Gespräch sind u.a. folgende Punkte wichtig (je nach Aufnahmefähigkeit der Neuen):
    • Anonymität
    • Sponsorschaft (in manchen Gruppen bietet sich ein Mitglied als Pate an, bis der/die Neue sich selbst einen Sponsor wählt)
    • Literatur
    • Telefonkontakte
    • zunächst eine Anzahl (verschiedener) S.L.A.A.-Meetings zu besuchen und dann zu entscheiden, ob S.L.A.A. für die Neue/den Neuen richtig ist
    • die Kapitulation vor der Vorstellung, die Sucht allein und mit unserem eigenen Willen überwinden zu können, damit verbunden die Notwendigkeit, mit dem Suchtverhalten aufzuhören und die Definition der persönlichen süchtigen Grundverhaltensmuster
    • und nicht zuletzt: den Neuen zuhören

5. Meetingsform

Unter der Meetingsform verstehen wir die Grundstruktur des Meetings: Welche Teile und Themen hat das Meeting. Dabei können auch verschiedene Teile der unten aufgeführten Vorschläge miteinander kombiniert werden.

Offenes oder geschlossenes Meeting

Offenes Meeting: Dieses Meeting ist für alle, die mehr über die Genesung von der Sex- und Liebessucht erfahren möchten.

Geschlossenes Meeting: Dieses Meeting ist nur für Betroffene, die den Wunsch haben, mit dem Ausleben eines sex- und liebessüchtigen Verhaltensmusters aufzuhören (siehe 3. Tradition).

Sprechermeeting

Ein Sprecher oder eine Sprecherin, die von ihren selbstdefinierten persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmustern nüchtern sind, erzählen ihre Geschichte der Sucht und der Genesung oder sprechen über ihre persönlichen Erfahrungen zum Meetingsthema. Oft ist ein Sprechermeeting mit einem anschließenden Gespräch kombiniert. Ein Sprechermeeting kann aber auch z.B. eine Stunde dauern und nur aus den persönlichen Geschichten von zwei Sprechern bestehen.

Eine persönliche Geschichte der Sucht und der Genesung sollte folgende Teile enthalten (siehe auch Seite 173 im S.L.A.A.-Buch):

  • Wie sah mein sex- und liebessüchtiges Verhalten aus?
  • Was hat mich zu S.L.A.A. gebracht?Was ist geschehen, seit ich bei S.L.A.A. bin?
  • Kapitulation
  • Definition der persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmuster
  • Wie bin ich mit Rückfällen umgegangen?
  • Was habe ich über mich gelernt?
  • Wie bin ich nüchtern geblieben?
  • Was bedeutet die Erfahrung und Hoffnung der Genesung für mich?

Literaturmeeting

Es wird aus der S.L.A.A.-Literatur (Buch oder Broschüre) gelesen. Meist ist ein Literaturmeeting mit einem anschließenden Gespräch kombiniert. Im nächsten Meeting wird dort weitergelesen, wo beim letzten Mal aufgehört wurde.

Schritte- oder Traditionenmeeting

Thema des Meetings sind die Zwölf Schritte und/oder Zwölf Traditionen; oft wird ein Schritt oder eine Tradition als Thema eines Abends gewählt. Meist wird zur Einleitung aus dem 4. Kapitel des S.L.A.A.-Buches oder aus „Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen“ von AA gelesen, oder ein Sprecher erzählt von seinen Erfahrungen zum Thema. Danach findet meist ein Gespräch zum Thema statt.

Themenmeeting

Ein Thema zur Genesung von der Sex- und Liebessucht ist Schwerpunkt des Meetings. Das können z.B. sein: Kapitulation und Definition des persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmusters, Nüchternheit, Entzug, Sponsorschaft, Dienst, Sex- und Liebesmagersucht, Aufbau nüchterner Partnerschaften usw. (siehe auch Seite 173 im S.L.A.A.-Buch).

Das Meeting wird meist durch Lesen aus der S.L.A.A.-Literatur oder einen Sprecher zum Thema eingeleitet, gefolgt von einem Gespräch zum Thema.

Gespräch

Das Gespräch folgt meist auf einen Sprecher- oder Literaturteil im Meeting. Dabei ist Gelegenheit für die Teilnehmer, über ihre Erfahrungen zum Thema zu berichten oder mitzuteilen, was die Geschichte des/der Sprecher*in bei ihnen angesprochen hat. Auch das Meetingsgespräch findet gemäß dem empfohlenen Umgang im Meeting statt (siehe Kapitel 3).

Aktuelles Meeting

In einem aktuellen Meeting ist Gelegenheit für die Teilnehmer zu berichten, was in Bezug auf die Genesung von der Sex- und Liebessucht für sie heute aktuell ist. Das können Fortschritte, neue Einsichten und Erfahrungen, Schwierigkeiten und Rückfälle sein. Ein ganzes Meeting kann aktuellen Beiträgen gewidmet sein oder nur ein Teil des Meetings, z.B. nach einer Pause.

Anfängermeeting

Das Meeting hat ausgewählte Themen, die für Neue wichtig sind, z.B. „Kapitulation“, „Entzug“, „Wie kann ich wissen, ob ich sex- und liebessüchtig bin?“, „persönliche süchtige Grundverhaltensmuster“ oder „Sponsorschaft“. Das Meeting wird meist durch Literaturstudium oder einen erfahrenen, nüchternen Sprecher eingeleitet und enthält einen Gesprächs- und einen aktuellen Teil.

Nach einem Jahr und länger

Eine Sprecherin oder ein Sprecher, die durchgehend ein Jahr oder länger selbstdefinierte Nüchternheit in S.L.A.A. haben, sprechen zu einem Thema mit Bezug auf ein Jahr oder länger leben ohne die Abhängigkeit von der Sex- und Liebessucht. Im Übrigen gilt das für Sprechermeetings Gesagte.

 

Wenn es im näheren Umkreis mehrere S.L.A.A.-Meetings gibt, können die Meetings unterschiedliche Schwerpunkte haben. Gibt es nur ein Meeting pro Woche, kann das Meeting dadurch verschiedene Schwerpunkte abdecken, indem die Gruppe z.B. für die verschiedenen Wochen eines Monats verschiedene Meetingsformen beschließt. So kann z.B. eine Woche einem Schritt, eine Woche einer Tradition, eine Woche einer persönlichen Geschichte und die übrigen 1 - 2 Wochen anderen Themen gewidmet sein.

6. Arbeitsmeetings

Arbeitsmeetings sind notwendig, um die organisatorischen Dinge zu besprechen und zu entscheiden, die für das Funktionieren eines Meetings nötig sind. Dazu gehören das Einrichten von Diensten und die Wahl der Vertrauensleute dafür (siehe Kapitel 7), die Entgegennahme der Berichte der Vertrauensleute, Entscheidungen über Meetingsform und -ablauf, Umgang mit den Finanzen sowie alle wichtigen Angelegenheiten, für die Entscheidungen des Gruppengewissens nötig sind. (Siehe dazu auch den Abschnitt „Betraute Diener und Gruppengewissen“ im Kapitel 7 des S.L.A.A.-Buches.)

Üblicherweise werden Arbeitsmeetings von der Gruppensprecherin/dem Gruppensprecher geleitet. Wie für die regulären Meetings haben verschiedene Gruppen auch für Arbeitsmeetings verschiedene Regelungen gefunden.

Arbeitsmeetings finden oft in der Pause, am Ende oder nach Beendigung des regulären Meetings statt. Manche Meetings halten Arbeitsmeetings im Zusammenhang mit dem regulären Meeting nur für Angelegenheiten ab, die schnell entschieden werden müssen, und halten Arbeitsmeetings für weniger dringende oder umfangreiche Angelegenheiten (z.B. Besprechung der Tagesordnung für die lntergruppen-Arbeitsmeetings) an getrennten Terminen oder z.B. in der Stunde vor dem regulären Meeting ab. Dadurch wird weniger Zeit der regulären Meetings für organisatorische Angelegenheiten benötigt. Außerdem haben mehr Mitglieder die Gelegenheit daran teilzunehmen, wenn Arbeitsmeetings vorangekündigt werden.

Ablauf

Hier eine Auflistung von Punkten, aus denen der Ablauf eines Arbeitsmeetings bestehen kann:

  • Lesen der 12 Traditionen
  • Ein Moment der Stille
  • Lesen des Gebets für einen mit Diensten Betrauten
  • Wahl eines Protokollführers
  • Verlesen des Protokolls des letzten Arbeitsmeetings
  • Sammeln der Tagesordnungspunkte
  • Berichte der Vertrauensleute, insbesondere des Kassendienstes
  • Alte Themen (dazu zählen alle Punkte, die beim letzten Mal vertagt oder nicht besprochen wurden)
  • Neue Themen (dazu zählen alle Punkte, die seit dem letzten oder in diesem Arbeitsmeeting auf die Tagesordnung gekommen sind)
  • Schluss: Zusammenfassen und Überprüfen der gefällten Beschlüsse und der notwendigen Maßnahmen
  • Das Gelassenheitsgebet

7. Dienste auf Gruppenebene

Dienst ist ein wichtiger Bestandteil des Wachsens in der Genesung. Er gibt uns die Möglichkeit zurückzugeben, was wir bekommen haben: durch unsere Erfahrung, Kraft und Hoffnung zu zeigen, dass die Genesung wirklich funktioniert. Ohne die Dienste kann eine Gruppe stagnieren oder scheitern. Das Ausführen von Diensten hat vielen von uns geholfen, die Entzugsqualen durchzustehen und nüchtern zu bleiben. Dienst ist nicht ein notwendiges Übel oder eine Last, er bietet viele Gelegenheiten für Freude, Befriedigung und das persönliche Wachstum. Wirklich!

Die Vertrauensleute für die verschiedenen Dienste werden üblicherweise für eine bestimmte Zeit gewählt und benötigen – entsprechend den Beschlüssen des zuständigen Gruppengewissens – eine bestimmte Dauer der selbstdefinierten Abstinenz vom persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmuster.

Nicht alle der folgenden Dienste sind für jede Gruppe nötig, einige Dienste können auch zusammengelegt werden. Die Angaben über Dauer und Voraussetzung für die Dienste sind, wie alles in diesem Papier, nur Anregungen. Wie immer gilt auch hier die 2. Tradition: „Für den Sinn und Zweck unserer Gruppe gibt es nur eine höchste Autorität – einen liebenden Gott, wie sich diese Macht in dem Gewissen unserer Gruppe zu erkennen geben kann...“ Und wenn in einer neuen Gruppe nicht genügend Mitglieder mit den beschlossenen Voraussetzungen da sind, sind eine Meetingsleitung und ein Gruppensprecher, die die empfohlenen Voraussetzungen nicht erfüllen, bestimmt besser als gar keine.

Gruppensprecher*in

Es kann eine Gruppensprecherin bzw. ein Gruppensprecher gewählt werden oder auch ein Team aus zwei Personen. Sie verwalten die Gruppenunterlagen, achten auf die Einhaltung aller Verpflichtungen, Termine und Beschlüsse, leiten die Arbeitsmeetings und Gruppeninventuren, sind Intergruppendelegierte (zwei Mitglieder pro Meeting sind stimmberechtigt) und vertreten in dieser Eigenschaft  die Gruppe bei den Intergruppentreffen und halten den Kontakt zur Intergruppe.

Der/die Gruppensprecher*in ist Ansprechpartner für die Gruppe und für den Vermieter in allen Belangen, die den Meetingsraum angehen. Er/sie gibt i.d.R. auch stellvertretend für die Gruppe seine Unterschrift für Nutzungsvertrag und Schlüssel.

Natürlich kann das jeweilige Gruppengewissen einzelne dieser Aufgaben einmalig oder ständig anderen Gruppenmitgliedern, die sich dazu bereit erklärt haben, übertragen, indem sie von der Gruppe dazu gewählt werden.

Empfohlene Voraussetzungen: 6 Monate S.L.A.A.-Zugehörigkeit, 3 Monate Abstinenz vom persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmuster.

Vorgeschlagene Dauer: 1 Jahr. Bei zwei Gruppensprechern kann ihre Dienstzeit um ein halbes Jahr versetzt sein.

Meetingsleitung

Bereitet sich inhaltlich auf das nächste Meeting vor; spricht gegebenenfalls Mitglieder rechtzeitig an, damit sie sich darauf vorbereiten, zu einem Thema zu sprechen; hat den Schlüssel für den Meetingsraum; bereitet den Meetingsraum vor und leitet die Meetings; folgt dem festgelegten Meetingsablauf, wobei es in ihrer/seiner Entscheidung liegt, davon abzuweichen, falls dies notwendig ist; sichert die Einhaltung der beschlossenen Meetingsregeln; sorgt rechtzeitig für eine Vertretung, falls er/sie verhindert sein sollte. Große Meetings können auch zwei Meetingsleiter wählen, von denen eine/einer die Meetings leitet, der/die andere Mitglieder als Sprecher sucht.

Empfohlene Voraussetzungen: 4 Monate S.L.A.A.-Zugehörigkeit, 6 Wochen Abstinenz vom persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmuster.

Vorgeschlagene Dauer: 1 Monat.

Kassendienst

Verwaltet die Gruppenkasse und kümmert sich um alle Belange im Zusammenhang damit (z.B. Überweisung der Miete und der Spenden an die Intergruppe, bei Bedarf Einrichten von Sondersammlungen). Erstattet in den Arbeitsmeetings einen Kassenbericht.

Empfohlene Voraussetzungen: 6 Monate S.L.A.A.-Zugehörigkeit, 3 Monate Abstinenz vom persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmuster.

Vorgeschlagene Dauer: mind. 4 Monate.

Literaturdienst

Sorgt dafür, dass ausreichend Literatur vorrätig ist: Bestellt gedruckte Literatur beim Literaturversand und kopiert Literatur, für die die Gruppe Kopiervorlagen hat. Verwaltet die Literaturkasse, wenn eine getrennte Literaturkasse eingerichtet ist.

Sorgt dafür, dass an beschlossenen Orten S.L.A.A.-Informationen ausliegen.

Empfohlene Voraussetzungen: 2 Monate S.L.A.A.-Zugehörigkeit, 1 Tag Nüchternheit, bei Verwaltung einer Literaturkasse 1 Monat Abstinenz vom persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmuster.

Vorgeschlagene Dauer: mind. 3 - 4 Monate.

Telefon-Kontaktpersonen

Sind bereit, ihre Telefonnummer in den S.L.A.A.-Meetingsverzeichnissen und evtl. an anderen Stellen veröffentlichen zu lassen und Anfragen zu beantworten.

Empfohlene Voraussetzungen: 6 Monate S.L.A.A.-Zugehörigkeit, 3 Monate Abstinenz vom persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmuster.

Vorgeschlagene Dauer: mind. 6 Monate.

Begrüßungsdienst

Begrüßt Neue und steht ihnen nach dem Meeting für Gespräche zur Verfügung. Der Begrüßungsdienst besteht aus mehreren Mitgliedern (siehe auch Kapitel 4, Abschnitt „Gespräch mit Neuen“).

Empfohlene Voraussetzungen: 3 Monate S.L.A.A.-Zugehörigkeit, 1 Monat Abstinenz vom persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmuster.

Vorgeschlagene Dauer: 3 Monate.

Paten für Neue

Es wird empfohlen, jedem neuen S.L.A.A.-Mitglied einen Paten/eine Patin anzubieten. Ein Pate ist jemand, der dem Neuen für Fragen zur Verfügung steht. Er/sie kann die Meetingssprache erklären, zeigen, wo z.B. Kaffee und Tee zu finden sind, und erklären, wie ein Meeting in der Regel abläuft. Eine Patenschaft ist für die ersten Wochen in der S.L.A.A.-Gemeinschaft gedacht, trotzdem kann es sein, dass sich aus einer Patenschaft auch eine hilfreiche Sponsorschaft entwickelt (siehe Sponsorschaftsbroschüre).

Eine Patenschaft sollte auf jeden Fall frei von jeder sexuellen oder emotionalen Anziehung und Verwicklung sein. Deshalb wird in der Regel für Männer auch ein männlicher Pate vorgeschlagen. Entsprechendes gilt auch für Frauen. Jeder sollte bei der Wahl seines Paten sehr sorgfältig darauf achten, nicht wieder in die Fänge seiner Sex- und Liebessucht zu gelangen.

 

Empfohlene Voraussetzungen: 3 Monate S.L.A.A.-Zugehörigkeit, 2 Monate Abstinenz vom persönlichen sex- und liebessüchtigen Grundverhaltensmuster. 

8. Gruppeninventur

Die Gruppeninventur hat den Zweck, dass das Gruppengewissen geschärft bleibt dafür, ob die Gruppe noch ihre Hauptaufgabe erfüllt, nämlich die S.L.A.A.-Botschaft weiterzutragen an diejenigen, die noch leiden (5. Tradition). Hier kann auch geprüft werden, ob die übrigen empfohlenen Traditionen und die Beschlüsse des Gruppengewissens zu Meetingsform, Meetingsablauf und Meetingsregeln eingehalten werden.

In der Gruppeninventur ist auch Platz für Dinge im Meeting, mit denen Gruppenmitglieder unzufrieden sind. Hierbei ist es besonders wichtig, sich an die empfohlenen Meetingsregeln zu halten, insbesondere andere nicht anzugreifen, sondern von den eigenen Gefühlen und Meinungen zu sprechen.

Die Gruppeninventur wird meist vom Gruppensprecher/der Gruppensprecherin geleitet.

Eine Gruppeninventur kann zwei Schwerpunkte haben:

  • Wie sehe ich meine Gruppe?
  • Wie sehe ich mich in der Gruppe?

Als Hilfe für die Gruppeninventur können die Fragen zur Gruppeninventur verwendet werden, die beim Literaturversand erhältlich sind.

Die Gruppeninventur kann ablaufen wie ein reguläres Meeting oder ein Arbeitsmeeting. Thema sind dann die Fragen zur Gruppeninventur, zu denen die Mitglieder Stellung nehmen können. Wenn deutlich wird, dass Dinge in der Gruppe neu besprochen und entschieden werden müssen, können sich aus der Gruppeninventur Tagesordnungspunkte für das nächste Arbeitsmeeting ergeben. Meist können nicht alle Fragen in einer Inventur behandelt werden. Dann kann die nächste Inventur dort fortgesetzt werden, wo sie beim letzten Mal beendet wurde.

Gruppen, die regelmäßig Gruppeninventur machen, haben gute Erfahrungen damit gemacht. Eine Gruppeninventur kann z.B. alle 2 oder 3 Monate stattfinden.

9. Internetressourcen

  • Eine Übersicht über die Angebote von S.L.A.A. findet ihr unter https://slaa.de , www.slaa.ch  oder  www.slaa.at. Dort könnt ihr auch den deutschsprachigen S.L.A.A.-Newsletter abonnieren.
  • Ein Verzeichnis aller deutschsprachigen S.L.A.A-Meetings sowie von Telefon- bzw. Online-Meetings findet sich hier...
  • Unsere gesamte, reichhaltige S.L.A.A.-Literatur findet ihr hier...
  • Auf der Startseite unserer Homepage https://slaa.de  empfehlen wir euch die Rubrik „Infos“, dort werden allgemeine Fragen erläutert, die Merkmale von Sucht und Genesung aufgezählt und es gibt einen Fragebogen zur Selbstdiagnose.
  • Es gibt einige wichtige Texte der S.L.A.A. zum Herunterladen.
  • Sehr hilfreich finden wir dort unter „Downloads“ auch in der Rubrik „Flyer und Arbeitsblätter“ den Text „Die Genesung an Orten beginnen, an denen es kein Meeting gibt“, den du auch als PDF unter folgendem Link herunter laden kannst.
  • Eine englischsprachige Internetseite, die auch über die Arbeit der weltweiten S.L.A.A. informiert, findet sich unter https://www.slaafws.org/